Geburt und „Baby Blues“

Als werdende Eltern haben Sie vermutlich viel gelesen und gehört über die Veränderungen, die die Geburt Ihres Kindes mit sich bringen. Sie fühlen sich theoretisch gut auf dieses Ereignis vorbereitet. Dennoch wird die Zeit nach der Geburt häufig als deutlich herausfordernder erlebt, als vorher angenommen. Die viel beschriebenen Glücksgefühle nach der Geburt wollen sich nicht so richtig einstellen. Die Hormone sind völlig aus dem Gleichgewicht und sorgen für Stimmungsschwankungen. Das chronische Schlafdefizit zehrt an Ihren Nerven. Manchmal gestaltet sich das Stillen schwierig oder Ihr Säugling schreit aus unerklärlichen Gründen sehr viel. Vielleicht bleibt die erhoffte Unterstützung seitens des Partners aus und die Großeltern sind nicht in der Nähe.


Geburt aus psychologischer Sicht

Die Geburt eines Kindes gehört rein psychologisch betrachtet zu den sogenannten „kritischen Lebensereignissen“. Darunter versteht man einschneidende Ereignisse, die die bestehende Lebenssituation eines Menschen erheblich verändern. Ja, ein Kind stellt das Leben der frischgebackenen Eltern auf den Kopf, und zwar vollständig. Es braucht Zeit und erfordert von allen Beteiligten eine große Anpassungsleistung, um das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen.


Selbstzweifel nach der Geburt sind normal

Nicht selten tauchen in dieser Anfangszeit Zweifel auf, ob man als Mutter bzw. Vater gut genug ist. Dazu kommen Ängste und Unsicherheiten, ob man alles richtig macht. Die Bedürfnisse von Säuglingen richtig zu entschlüsseln, ist zumindest zu Beginn tagtäglich (und nächtlich) eine enorme Herausforderung. Sie müssen jedoch keineswegs perfekt sein, es genügt Ihrem Baby, wenn Sie gut genug sind. Den meisten frischgebackenen Eltern geht es ähnlich, Sie sind mit Ihren Selbstzweifeln also nicht allein! Versuchen Sie, möglichst geduldig mit sich und ggf. Ihrem Partner zu sein und geben Sie sich Zeit für die aufregende Phase des Kennenlernens und Aufeinander Einstellens. Und in meinen Augen ebenfalls ganz wichtig: Neben all den hilfreichen Tipps aus Ratgebern oder Ihrem persönlichen Umfeld – hören und vertrauen Sie auf Ihre eigene Intuition.

 

„Baby Blues“ oder postpartale Depression (Wochenbettdepression)

Nicht jede Mutter, die ein Kind zur Welt gebracht hat, kann sich darüber uneingeschränkt freuen. Ca. 10- 15% der Mütter entwickeln innerhalb von vier Wochen nach der Entbindung eine postpartale Depression (PPD). Typische Symptome können gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen, aber auch Schuldgefühle sowie verminderte Konzentrationsfähigkeit sein. Von einer PPD spricht man, wenn diese Symptome mindestens zwei Wochen anhalten.

 

Unterstützung suchen

Viele Mütter, die von Stimmungstiefs betroffen sind, verschweigen dies aus Scham, Schuldgefühlen oder Angst. Aus den gleichen Gründen wird auch über das Gefühl der Überforderung kaum gesprochen. Dabei tritt beides deutlich häufiger auf als gemeinhin angenommen wird. Es ist grundsätzlich völlig normal und nicht außergewöhnlich, nach der Geburt eines Kindes an seine Grenzen zu stoßen. Wichtig für die Mutter bzw. die gesamte Familie und auch für die Eltern-Kind-Bindung ist es, derartige Situationen frühzeitig zu erkennen. Es gilt, sich entsprechende Hilfe zu holen, bevor die Situation eskaliert, beispielsweise durch unkontrollierte Handlungen. Schon ein leichtes Schütteln eines Babys kann erhebliche Schäden im Gehirn auslösen, da der Säugling aufgrund seiner schwachen Nackenmuskulatur den Kopf noch nicht alleine halten kann.

Die aktive Suche nach Unterstützung im Umfeld und der Austausch mit Menschen, die sich gerade in einer ähnlichen Situation befinden, können hilfreich sein. Neben psychologischen Fachkräften stehen auch die Hebamme, der Kinderarzt, die Schreiambulanz sowie Vereine wie wellcome oder Schatten & Licht e.V. als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.

 

Mein Angebot

Wenn Sie das Gefühl haben, alleine nicht mehr aus Ihrem Stimmungstief herauszufinden oder wenn Sie Angst haben, dass der Bindungsaufbau mit Ihrem Kind nicht so gelingt, wie Sie sich dies wünschen, können wir gern gemeinsam Ihre ganz persönliche Situation anschauen und tragfähige Lösungen erarbeiten. Dabei steht sowohl Ihr persönliches Wohlbefinden als auch eine sichere Bindungsbeziehung zum Kind im Vordergrund. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

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