Fastenzeit – warum weniger manchmal mehr ist

Bald beginnt sie wieder, die Fastenzeit. Im christlichen Glauben findet zwischen Aschermittwoch und Karsamstag die 40-tägige Fastenzeit statt (06.03.-20.04.2019). Vielleicht ist das ja eine gute Gelegenheit, mit unseren Kindern über Konsum, Gewohnheiten und Verzicht ins Gespräch zu kommen. Hierbei bietet es sich an, zunächst den Sinn der Fastenzeit für sich persönlich zu klären. Worum geht es mir? Ist es mir beispielsweise wichtig, einmal im Jahr meine eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen, um mir zu überlegen, welche davon ich vielleicht gern ablegen würde? Oder geht es mir darum, meine Selbstdisziplin zu testen, in dem ich versuche, 40 Tage lang konsequent auf irgendetwas zu verzichten, was sonst fester Bestandteil meines Alltags ist? Die Klassiker sind sicher der Verzicht auf Alkohol, Süßigkeiten und Kaffee. Es bieten sich jedoch viele weitere Möglichkeiten an, durch eine bewusste Veränderung alter (liebgewonnener) Gewohnheiten neue Erfahrungen zu machen.

 

Medienkonsum

Wie wäre es mit einem Verzicht oder einer starken Reduzierung des Medienkonsums? Wir verbringen täglich unzählige Stunden vor dem Fernseher, mit dem Smartphone, auf Facebook, youtube oder sonstigen Internetseiten. Wenn wir uns entscheiden, dies zu verändern, was erleben wir dann in dieser Zeit? Wie gehen wir mit der anfänglich eventuell auftretenden Langeweile und Leere um? Beginnen wir wieder zu lesen, treiben wir Sport, nehmen wir alte Hobbies wieder auf oder entdecken neue? Schreiben wir mal wieder eine Postkarte statt einer WhatsApp? Wie funktionieren Verabredungen und Terminplanung ohne Handy?

 

(Online-)Shopping

Die meisten von uns besitzen zahlreiche Dinge, die sie nicht wirklich brauchen und beinahe täglich kommen neue hinzu. Onlineshopping bietet die Möglichkeit der sofortigen Wunscherfüllung. Die Fähigkeit des „Warten-Könnens“ oder die Vorfreude auf Geburtstag oder Weihnachten sind längst nicht mehr so verbreitet wie noch vor einigen Jahren. Schaffen wir es, 40 Tage lang nichts zu kaufen, was wir nicht unmittelbar zum Leben benötigen?

 

Ressourcen/Umwelt

Wir können uns auch überlegen, in welchem Umfang wir einen Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz leisten wollen. Ist es denkbar, auf das Auto zu verzichten? Können wir Plastikverpackungen vermeiden und zumindest bei einigen Produkten auf Glas umsteigen? Achtsamer mit Strom und Wasser umgehen? Weniger Fleisch essen? Wasser statt Apfelschorle trinken? Inwieweit ist es uns möglich, in unserer Lebensweise zu mehr Einfachheit zurückzukehren und auf Luxus zu verzichten? Steigen dadurch nicht sogar unsere Genussfähigkeit und unsere Wertschätzung, wenn gewisse Dinge (z.B. Lebensmittel oder technische Errungenschaften) nicht mehr selbstverständlich und alltäglich, sondern seltener und damit besonders werden?

 

Beziehungen

Beziehungen sind eine wichtige – wenn nicht gar die wichtigste – Säule für ein zufriedenes und erfülltes Leben. Wie kann es uns gelingen, achtsamer mit unseren Mitmenschen, insbesondere mit unseren Familienmitgliedern umzugehen? Nutzen wir die Zeit für gemeinsame Erlebnisse. Fragen wir mal wieder nach, was den anderen gerade bewegt und hören wir aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen. Zeigen wir dem anderen, dass wir ihn lieben, wie er ist und zwar ohne jedwede Bedingung. Am besten nicht nur in diesen 40 Tagen.

Es geht mir nicht darum, aus der Fastenzeit ein unumstößliches Paradigma zu machen. Ich persönlich finde es jedoch wertvoll, von Zeit zu Zeit bewusst wahrzunehmen und zu hinterfragen, was einem wirklich wichtig ist. Vielleicht konnte ich Sie mit meinem Beitrag zum Experimentieren anregen und Ihre Offenheit für neue Erfahrungen wecken.

Mich interessiert sehr, welche Erfahrungen und Erlebnisse Sie (mit Ihren Kindern) in der Fastenzeit gemacht haben. Schreiben Sie mir – ich freue mich darauf.

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