Grenzsituationen in der Elternschaft meistern

Die Vorfreude auf das Baby war groß, doch dann trifft einen die Realität. Hammerhart. Zahlreiche Grenzsituationen bestimmen das Leben der frischgebackenen Eltern. Durchwachte Nächte bzw. Intervallschlafen, ungeregelte Mahlzeiten, keine Zeit für eine entspannte Dusche. Und 24/7 Verantwortung für ein kleines Wesen. Bezaubernd und süß, aber auch enorm anstrengend. Und schreien können sie – laut und ausdauernd! Das kann Eltern leicht an ihre Belastungsgrenzen bringen. Sie wollen gute Eltern sein und möglichst alles richtig machen, doch was genau ist richtig? Gerade ganz am Anfang ist es wichtig, Babys die Sicherheit zu geben, dass man immer für sie da ist und ihre Bedürfnisse wahrnimmt und erfüllt. Schreien lassen ist also schädlich für den Aufbau einer sicheren Bindung. Gleichzeitig ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich frühzeitig Hilfe zu holen, bevor man sein Kind vor lauter Hilflosigkeit, Überforderung oder Wut beispielsweise schüttelt und damit ernsthafte Schädigungen seines noch sehr zarten Gehirns riskiert.

Entwicklungsphasen als Grenzsituationen

Und irgendwann ist es da – das erste Lächeln. Und mal wieder 6 Stunden am Stück durchschlafen. Vielleicht sogar ein Mädelsabend, Zeit für Yoga oder ein Fernsehabend mit dem Partner, ohne dass man nach zehn Minuten auf der Couch einschläft. Dann werden die Kleinen größer, kommen in den Kindergarten – die Trotzphase naht. „NEIN!“, „Ich WILL aber!“ und „Ich kann das schon ALLEINE!“ wechseln sich ab. Irgendwann ist auch diese Phase überstanden. Es folgen die Einschulung, erste frustrierende Erfahrungen mit Leistungsdruck und die Entscheidung für eine weiterführende Schule. Und dann die nächste Herausforderung – die Pubertät. Gekennzeichnet von ausgeprägten Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und Abnabelung beherrschen Auseinandersetzungen rund um Medienkonsum, Übernahme von Haushaltspflichten und Bewältigung der schulischen Anforderungen das Familienklima.

Wissen fördert Verständnis

Eins vorneweg: Überall, wo Menschen zusammenleben, gibt es Konflikte. Die Frage ist also nicht, wie man Konflikte vermeiden kann, sondern wie man Grenzsituationen so lösen kann, dass die Eltern-Kind-Beziehung möglichst keinen Schaden nimmt. Zum einen ist grundlegendes Wissen über die verschiedenen Entwicklungsphasen hilfreich. Dies fördert das Verständnis für die jeweilige gefühlsmäßige Situation unserer Kinder. So ist in der Trotzphase die linke Gehirnhälfte, die für das logische Denken zuständig ist, unter Stress inaktiv bzw. noch nicht weit genug entwickelt. In stressreichen Situation, beispielsweise Überforderung oder Diskrepanz zwischen Wollen und Können entladen sich Emotionen explosionsartig und nicht kontrollierbar. Demgegenüber liegen das Gefühlchaos und die Stimmungsschwankungen in der Pubertät in den vielen Veränderungen begründet. Neben körperlichen Phänomenen (Ausreifen der Geschlechtsorgane, Stimmbruch) stehen in dieser Phase u.a. die Entwicklung von Sexualität, Vorbereitung auf das spätere Berufsleben und die emotionale Unabhängigkeit von den Eltern als Entwicklungsaufgaben an.

Kinder und Jugendliche gut begleiten

Auch wenn wir vielleicht manchmal glauben, dass uns unsere Kinder ganz gezielt in den Wahnsinn treiben möchten – dem ist nicht so. Wie sehr sie unter familiären Konflikten leiden, weiß ich aus meiner jahrelangen Erfahrung als Online-Beraterin für Kinder und Jugendliche aus erster Hand. Sie wünschen sich (bedingungslose!) Liebe und Unterstützung von uns Eltern und ein harmonisches Zusammenleben. Neben Geduld und Humor, der so manchem Konflikt die Schärfe nehmen kann, können die Methoden des Gordon-Familientrainings zu einem positiven Familienklima beitragen. Dazu zählen:
– Aktives Zuhören, wenn unsere Kinder ein Problem haben
– Ich-Botschaften zur Beziehungsstärkung 
– klare Kommunikation von Grenzen sowie
– eine Konfliktlösung, die den Bedürfnissen aller Familienmitglieder gerecht wird.

Wenn wir Kritik üben, ist es wichtig, dass wir ein konkretes Verhalten kritisieren und nicht unser Kind als Person angreifen. Wir bemängeln also herumliegende Klamotten, anstatt unser Kind als unordentlich zu bezeichnen. Generell halte ich es für empfehlenswert, den Fokus in allen Entwicklungsphasen auf das Positive zu lenken, es wahrzunehmen und auch entsprechend zum Ausdruck zu bringen. Damit stärken wir unsere Kinder und Jugendlichen sehr in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Frustrierende Erlebnisse haben sie außerhalb der Familie oft genug. Noch ein Hinweis zum Abschluss: egal, wie „cool“ unsere Jugendlichen nach außen hin scheinen mögen, auch sie sind durch die aktuelle wirtschaftliche und weltpolitische Lage verunsichert, was ihre Zukunftsplanung angeht und brauchen einmal mehr ein offenes Ohr und unsere Unterstützung.

Gordon-Familientraining in Grenzsituationen

Wenn Sie die Kommunikation in Ihrer Familie und insbesondere mit Ihrem Kind verbessern und Konflikte ohne Machtanwendung oder Machtandrohung lösen möchten, kann das Gordon-Familientraining wichtige Impulse geben. Vereinbaren Sie gern einen Einzeltermin (auch online oder telefonisch möglich) oder informieren Sie sich hier über aktuelle Kurstermine. Während in einem Einzeltermin der Fokus auf Ihrer individuellen Situation liegt, gibt der Kurs die oftmals entlastend wirkende Erfahrung, dass es anderen Eltern genau so geht und man mit seinen Erfahrungen nicht allein ist. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine harmonische Adventszeit ohne Grenzsituationen.

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