Nein-Sagen – ein Segen für Ihr Kind

Als Eltern wollen wir das Beste für unsere Kinder. Und meistens wissen wir auch ganz genau, was gut wäre bzw. spüren intuitiv, wenn wir Fehler machen. Gleichzeitig ist unser Alltag so voll mit Verpflichtungen und Herausforderungen, dass wir manchmal schlicht nicht anders handeln können. Wir sagen „ja“, obwohl wir „nein“ meinen. In diesem Blogbeitrag geht es darum, mögliche Folgen unseres Handelns zu reflektieren und die positiven Auswirkungen des Nein-Sagen zu verinnerlichen.

Nein-Sagen: Ernährung

Ein drastisches Beispiel zum Thema Ernährung vorweg:
Wenn wir jedem Wunsch unserer Kinder nach Süßigkeiten nachgeben und die Regeln einer ausgewogenen Ernährung inklusive Bewegung völlig außer Acht lassen, findet unser Kind das vermutlich großartig, weil es sich der möglichen Konsequenzen nicht bewusst ist (und auch nicht bewusst sein kann). Im schlimmsten Fall legen wir damit den Grundstein für eine Diabetes mellitus Typ 2 Erkrankung, deren Hauptursachen neben erblicher Veranlagung fett- und zuckerreiche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel sind. Auch der Einsatz von Essen als Trostspender bei Problemen oder Ersatzbefriedigung (statt elterlicher Zuwendung) kann schwerwiegende Folgen für die physische und psychische Gesundheit haben.

Nein-Sagen: Mediennutzung

Fehlende Grenzsetzung kann auch in anderen Lebensbereichen zwar kurzfristig für uns als Eltern einfacher und entspannter (weil konfliktärmer) sein, langfristig aber negative Folgen für unseren Nachwuchs haben. Denken wir an die Mediennutzung: Es ist deutlich einfacher, unser Kind mit dem ipad oder Handy „abzulenken“, wenn wir beispielsweise entspannt im Restaurant essen wollen oder eine längere Autofahrt vor uns liegt. Zugegebenermaßen ist es um ein Vielfaches anstrengender, unser Kind selbst zu entertainen.

Gleichzeitig fördern so simple Spiele wie „Ich sehe was, was du nicht siehst“, „Ich packe meinen Koffer“ oder Wortspiele (Tiere oder Gegenstände mit Anfangsbuchstaben des Alphabets) nicht nur die kindliche (und elterliche!) Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Konzentration, sondern erhöhen im Falle eines Verlierens obendrein die Frustrationstoleranz. Außerdem stärkt die gemeinsame Beschäftigung die Bindung. Für den Restaurantbesuch sind Ausmalbilder oder Wimmelbücher eine wunderbare analoge Beschäftigung. Und spätestens wenn das Essen serviert wird, sollte der Fokus auf der bewussten Nahrungsaufnahme mit allen Sinnen (Aussehen, Geruch, Geschmack) liegen.

Darüber hinaus geben wir in den Spielpausen unseren Kindern die wertvolle Gelegenheit, den Umgang mit Langeweile zu lernen. Es mag Situationen geben, in denen ipad & Co. die einzig mögliche Lösung sind. In diesen (Ausnahme-)Fällen  sollten wir jedoch ein Auge dafür haben, welche Inhalte unsere Kinder konsumieren und ihnen im Anschluss idealerweise eine Gesprächsmöglichkeit über das Gesehene bieten.

Nein-Sagen: Bedürfnisaufschub

Ein weiterer Punkt ist die unbegrenzte Erfüllung von materiellen Wünschen (Spielzeug, Fahrrad, Spielekonsole etc.) unabhängig von Geburtstagen/Weihnachten. Ja, Warten ist frustrierend und scheint schier unendlich lange zu dauern, denn wir leben in einer Welt der ständigen Verfügbarkeit. Gerade deswegen ist es wichtig, Vorfreude zu kultivieren und unseren Kindern die Wertschätzung für selbst erarbeitetes Geld zur Wunscherfüllung beizubringen.

Beweggründe und Lösungsansätze

Es stellt sich die Frage, warum es uns (manchmal) so schwer fällt, NEIN zu sagen. Die Gründe sind so vielschichtig und individuell wie wir selbst. Angefangen von dem Wunsch nach Harmonie und Konfliktscheue über die Angst, nicht geliebt zu werden, den Sorgen, was andere von uns denken bis hin zur (teils unbewussten) Kompensation eigener Entbehrungserfahrungen in unserer Kindheit.

Bei allen Themen gilt: Wir haben als Eltern eine in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzende Vorbildfunktion. Dies gilt umso mehr, je jünger unsere Kinder sind. Reflektieren wir also in einem ersten Schritt unser eigenes Verhalten hinsichtlich Essen, Mediennutzung und Konsum/sofortige Wunscherfüllung. Außerdem sollten wir uns unserer Rolle bewusst werden. Wir sind nicht die gleichberechtigte beste Freundin/der gleichberechtigte beste Freund unseres Kindes, sondern wir tragen die Verantwortung für ihre gesunde Entwicklung. Grenzen setzen, Orientierung und Klarheit bieten sowie auf mögliche Gefahren hinzuweisen, gehören da unabdingbar dazu. Alles erlauben, also JA statt NEIN sagen, bedeutet in gewisser Weise Gleichgültigkeit und damit das Gegenteil elterlicher Fürsorge und Verantwortung.

Wenn es Ihnen – aus welchen Gründen auch immer – schwerfällt, Grenzen zu setzen, kommen Sie gern auf mich zu. Gemeinsam entlarven wir die Auslöser dieses Verhaltens und erarbeiten tragfähige Alternativen.

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